Das kleine Dörfchen Masca im Teno-Gebirge sowie sein schon zu etwas Berühmtheit gelangter Wanderweg durch die sogenannte Masca-Schlucht sind sicherlich eines DER Highlights von Teneriffa.
Das im äußersten Nordwesten der Insel gelegene Teno-Gebirge ist extrem entlegen und schwer zugänglich. Im Grunde existiert lediglich eine Straße, die TF-436 von Santiago del Teide über Masca nach Buenavista del Norte. Diese ist fahrtechnisch eine kleine Herausforderung. Das ist vielleicht auch gut so, denn so wird sie nicht noch stärker befahren vom zunehmenden touristischen Autoverkehr. Die TF-436 beginnt direkt an der Kirche in Santiago del Teide (930 m.ü.M.), führt über den Cherfe-Pass (1050 m.ü.M.) hinunter in den kleinen Weiler Masca mit ganzen 86 Einwohnern (650 m.ü.M.). Von der anderen Seite geht es von Buenavista del Norte (100 m.ü.M.) über den Tabaiba-Pass (790 m.ü.M.) und Cruz de Hilda (770 m.ü.M.) hinunter in den Ort.
Dort sind die Parkplätze notorisch knapp, weil es am steilen Hang einfach keinen Platz gibt. Und ja, die Guardia Civil kommt regelmäßig vorbei und schreibt Tickets! Deshalb empfehle ich vor der Masse am frühen Morgen zu starten – insbesondere, wenn Sie die Masca-Schlucht auch tatsächlich selbst erkunden und erwandern wollen. Aber dazu später mehr…
Wenn Sie also am frühen Morgen am Cherfe-Pass angekommen sind, bietet sich Ihnen dieser grandiose Ausblick auf die tief eingeschnittenen Canyons von Los Gigantes über dem tieferliegenden Wolkenmeer und den Insel La Gomera und La Palma am Horizont.
Das Dorf Masca
Unten angekommen ist die erste Herausforderung, einen Parkplatz zu suchen. Wenn Sie nicht wandern wollen und sich nur den Ort ansehen, reicht es, einen der blau markierten Parkplätze zu ergattern (bis zu 2 Stunden). Wenn Sie länger parken wollen (bei einer Wanderung Pflicht), müssen Sie sich einen weder blau noch gelb markierten Platz sichern. Alternativ können Sie den gut funktionierenden öffentlichen Nahverkehr (Titsa-Bus) von Santiago aus nutzen.
Vor 20 Jahren war die Wanderung noch ein echter Geheimtipp und ein kleines Abenteuer. Es ein Wanderweg wie jeder andere damals auf der Insel. Das heißt: Schlechte Instandhaltung, keine oder wenig Markierung, teils schwierige Navigation und keinerlei Weg-Sicherungen.
Das Unwetter und die Schließung der Masca-Schlucht
2018 dann gab es eine Schlechtwetter-Periode mit viel Regen und Wind. Teile der 800 Meter tief eingeschnittenen Schlucht rutschten ab. Bereits damals schien der Barranco an seinem eigenen Erfolg/Bekanntheit zu ersticken und viel zu viele Menschen stürmten ihn. Dabei blieb es naturgegeben nicht aus, dass auch immer mehr „Flipflop-Touristen“ den Weg in die Klamm suchten. Es kam, wie es kommen musste: Eine Gruppe von Wanderern wurde damals eingeschlossen, musste eine Nacht „ohne alles“ in einer Höhle Unterschlupf finden und konnte erst am folgenden Tag gerettet werden.
Das führte zur Schließung der Masca-Schlucht für über drei Jahre, in denen der Wanderweg neu ausgebaut und gesichert wurde. Von nun an wurde alles streng limitiert und ähnlich gehandhabt wie bei der Gipfel-Besteigung des Teide. Es gibt eine unscheinbare aber sehr gut funktionierende offizielle Website, auf der Sie sich registrieren und Tickets erwerben können (Stand August 2023: momentan kostenlos). Genau wie am Teide-Gipfel müssen sie Namen sowie ID (Personalausweis) eingeben und eine fixe Startzeit angeben. Im Sommer werden von 8:30 Uhr bis 11:00 Uhr alle 30 Minuten jeweils 25 Wanderer zugelassen, im Winter zwischen 8:30 Uhr und 10:30 Uhr jeweils maximal 30 „Senderistas“. Eine Buchung und damit Wanderung ist nur am Wochenende und an Feiertagen möglich!
Bevor es losgehen kann
Am Besucherzentrum („Centro de Visitantes“) angekommen müssen Sie sich melden mit Ihrer ID und es wird die Profilsohle Ihrer Wanderschuhe geprüft (nein, keine Sandalen und Straßenschuhe mehr!). Dann gibt es für Ihre Gruppe eine kleine Einweisung mit etwas zu viel Angstmache (für meinen Geschmack) und schließlich erhält jeder einen Helm. Dieser ist während der gesamten Schluchtenwanderung zu tragen. Es gibt jetzt auch einen Kontrollposten am Halbzeit-Punkt und ein weiteres Ranger-Hüttchen unten am Strand. Die Leute sind alle sehr nett und hilfsbereit. Alle erhalten eine Nummer und die „Schäfchen“ werden sowohl oben, als auch unten gezählt.
Ach ja, noch etwas: Nur „One Way“ hinunter oder hoch gibt es nicht mehr. Jeder muss die Fitness mitbringen, sowohl den ganzen Weg hinunter, als auch wieder hinauf zu gehen! Allerdings ist der Schiffsanleger, der bei dem Umwetter zerstört wurde, wieder neu aufgebaut und soll wohl demnächst alle Zertifikationen erhalten und in den nächsten Monaten wieder eröffnet werden (Stand August 2023).
Die Wanderung
Aber jetzt geht’s endlich los. Der Wanderweg führt gleich mal sehr steil hinunter in den Canyon. Von dort an geht’s etwas gemächlicher über eine Brück auf die andere Seite und dann immer tiefer hinein in das tiefe Innere dieser Lava-Insel. Es sind zwar nur knapp fünf Kilometer (einfach), aber die ca. 750 Höhenmeter hinab und schließlich wieder hinauf haben es in sich. Hatte ich schon erwähnt, dass der Weg nun fast schon auf schweizer Niveau ausgebaut und markiert ist? Abgesehen davon, kann man sich in der Masca-Schlucht ohnehin recht schwer verlaufen – es geht entweder nach unten oder eben nach oben. Wer sich mit der Insel, der Lava, den Gesteinsformationen und der Geologie auseinandersetzen möchte – hier findet er alles. An dieser Stelle sei auch eines der anderen erwähnenswerten Highlights der Insel genannt – die „Cueva del Viento“).
Was den Meisten auffällt ist, wie grün es tief unten in der Schlucht ist. Es wachsen verschiedene Gräser und Schilfsorten und auch viele Dattelpalmen. Der Wanderweg ist dabei unheimlich abwechslungsreich. Am Ende dann öffnet sich unvermittelt der Himmel und der Strand liegt vor einem – umgeben von viele hundert Meter an beiden Seiten aufragenden Felswänden. Es ist wahrlich ein beeindruckender Anblick!
Offiziell darf leider nicht mehr gebadet werden. Aber unter uns: Wir waren natürlich als Erste unten, haben die Ranger höflich (in Spanisch) gefragt und sie haben es uns auf persönliches Risiko erlaubt. Die neue Mole ist für die nächsten 300 Jahre unkaputtbar gebaut und bietet eine Treppe mit Ausstiegsleiter aus Edelstahl. Ein Bad ist nach der schweißtreibenden Anstrengung eine herrliche Erfrischung. Je nachdem, wie lang Sie schon unterwegs sind, ist es hier unten auch Zeit für einen Snack, den Sie sich mitgebracht haben.
Der Rückweg – zurück nach Masca
Und irgendwann ist es dann auch Zeit für den Rückweg, der – wie zu erwarten – einiges schwerer ist als der Hinweg bergab. Während die erste Hälfte sich noch relativ flach am Canyon-Grund entlang zieht, wird es gegen Ende immer steiler, sonniger und heißer! Also rationieren Sie bitte unbedingt Ihren Wasserkonsum!
Oben angekommen warten dann jedoch ein paar sehr hübsche Restaurants auf die müden Wanderer mit Rundum-Sorglos-Komfort und Leckereien aller Art. Zumindest ein alkoholfreies Bier haben Sie sich jetzt aber verdient – mit einer der spektakulärsten Ausblicke, die die Insel zu bieten hat. Bravo – Sie haben es geschafft die Masca-Schlucht zu erwandern!