Jörg Wasserfall

Wandern in den Schluchten des Teno-Gebirges

Das Wandern ist hier auf Teneriffa weltklasse und hier bei uns, im nahen Teno-Gebirge im äußersten Nordwesten der Insel, ist es besonders schön und abwechslungsreich.
Wir haben heute gleich zwei Wanderungen gemacht: Eine kurze auf der Höhe und eine tief unten in einer der spaktakulärsten Barrancos (Schluchten) des Teno-Gebirges, dem Barranco de los Chinos. Aber der Reihe nach…

Jörg Lomo Morín

Teil 1: Lomo Morín

Gleich nach dem Frühstück fuhren wir die Viertelstunde in den kleinen Weiler Tierra del Trigo (am Ende der Welt). Dort das Auto geparkt, ging es durch den kleinen Barranco zum Kanal auf der gegenüberliegenden Hangseite und an diesem entlang bis zum Lomo Morín, wo das mineralhaltige Wasser den ganzen Hang mit wunderschönen Sinterterrassen in strahlendes Weiß verziert hat.

Sinterterrassen

Von dort führt der Weg noch weiter auf dem Bergrücken mit fantastischen Ausblicken auf Tierra del Trigo, die unglaublich steile, serpentinenreiche Straße zum Meer, die Städte Los Silos und Buenavista del Norte und die wilden Hänge des Teno-Gebirges. Ganz vorne geht es fast senkrecht hinunter. Man kann gut die Straße erkennen und das Meer an Bananen-Plantagen. Dort gibt es auch zwei schöne Löcher im Lava-Fels, die der Schönheit der Nordküste einen hübschen Rahmen verleihen.

Löcher im Fels

Wie immer auf Wanderungen (und meistens auch auf Trail-Läufen) begleitete mich mein Engele. Eine der vielen Dinge, die ich an ihr so schätze, ist die Art, wie sie sich unglaublich begeistern kann für so eine Aktivität, für die Schönheit der Natur, für ein wenig „Abenteuer“ und die gemeinsame Zeit zusammen in der Stille.

S'Engele und Jörg

Nachdem wir in der Höhe, weit über der sogenannten Isla Baja (der „niederen Insel“), dem fast flachen Nordwesten unterhalb der steil abfallenden Klippen des Teno, unterwegs waren, wollte ich mein Engele überraschen mit einer der spektakulärsten Wanderungen auf Teneriffa überhaupt: Dem Barranco de los Cochinos.

Maracuja

Teil 2: Barranco de los Cochinos

Nachdem wir zurück am Auto waren, fuhren wir geschwind die steilen Serpentinen hinunter nach Los Silos und parkten auf dem großen Parkplatz direkt an der Kirche (ein nettes Detail hier ist, dass es so gut wie nie Parkgebühren gibt).

Von Los Silos aus gibt es drei wichtige Wanderwege in die Höhen des Teno-Gebirges (von Ost nach West):

  1. Den Weg über Cuevas Negras (die markanten schwarzen Höhlen) nach Erjos.
  2. Den Weg über Las Moradas zur Pista Monte del Agua.
  3. Den Weg über die zerfallene Finca Talavera zur Pista Monte del Agua.

Man nehme den ersten der Drei und gerade, wenn sich der Wanderweg steil nach links in die Höhe verabschiedet, geht rechts ein kleiner Fahrweg zu einer Plantage. Meist ist hier die Kette zu und man wird mit einem freundlichen „No Paso“ (Kein Durchgang) begrüßt. Wir gingen trotzdem weiter, trafen auf eine nette, ältere Dame und diese gewährte uns offiziell den Durchgang über ihr Privatland.

Barranco Cochino 1

Sofort wird es wild. Die Schlucht ragt links und rechts steil in den Himmel. Immer am Kanal entlang (mit gurgelndem, schnell fließenden Wasser aus den Bergen) geht es immer tiefer in die Schlucht. Eine unglaubliche Vegetation begleitet uns. Jetzt im Sommer und mitten am Tag gibt es zu Beginn noch massig Sonnenlicht. Je weiter wir in den Canyon vordringen, desto schattiger und dunkler wird es.

Barranco Cochino 2

Rechts oder links?

Irgendwann kommen wir an eine Weggabelung. Da ich eine gemauerte, befestigte Treppe am rechten Weg gesehen habe, nehmen wir zuerst diesen Weg. Er ist steil, sehr trocken und mega staubig. Es ist heiß und wir haben schon das Meiste unseres Wassers getrunken. Wir umgehen eine geschlossene Tür und es geht weiter steil hinauf, bis der Pfad kaum noch zu erkennen ist. Ich entschließe, dass ich das vielleicht mal allein auskundschafte und ich heute mit dem Engele lieber noch den linken Canyon entdecken möchte.

Wandern in den Schluchten des Teno-Gebirges

Gerade hier ist ein wunderbarer Eukalyptus-Wald, mit vielen, richtig alten und großen Bäumen, die in der Hitze mit ihren ätherischen Ölen eine Duftorgie entfachen. Alte Baumstämme liegen wild, kreuz und quer auf dem Boden. Sie vermodern in der Trockenheit nicht und die Maserungen wirken wie Gemälde.

Kurz nach der Abzweigung kommen wir an eine alte, verfallene Ruine einer Mine (ich konnte nicht ausfindig machen, was dort einstmals abgebaut wurde). Eine alte Lore und einige Gebäude stehen noch und alles sieht etwas skurril aus.

Verlassene Mine

In den Tiefen des Barranco de los Cochinos

Nur ein paar Meter weiter führt eine gemauerte Treppe eine ansonsten unbezwingbare Steilstufe hinauf und dann wird es richtig spannend! Wir kommen an die Stelle, wo das Wasser der Schlucht gesammelt wird und in den Kanal fließt. Von nun an ist richtiges Canyoning angesagt und es wird nass! Wir freuen uns gleich im ersten Pool (mit herrlich grünen Wasserpflanzen) auf ein kühlendes Bad an diesem heißen Sommertag.

JÖrg im Pool

Von hier ab wird es etwas „kraxeliger“ und immer wild-romantischer. Es dauert nicht lange, da kommen wir an einen großen Platz und treffen auf ein einheimisches Pärchen. Er ist Aikido-Meister (Schwarzgurt) und die beiden machen gerade eine Foto-Session in voller „Kampfausrüstung“. Sie sind sehr nett und wir nutzen die Gelegenheit, unser immer noch nicht gutes Spanisch etwas zu nutzen. Während die Zwei sich umziehen und ihr typisches Bocadillo zum Mittagessen rausholen, gehe ich allein noch so weit den jetzt extrem engen Canyon hoch, wie ich komme ohne Kletterausrüstung und ein Risiko einzugehen.

Barranco Cochino 3

Aber selbst hier in die tiefsten Winkel scheint noch die hochstehende Sonne und so kann ich selbst mit dem iPhone noch richtig gute Bilder machen.

Leider ist das jetzt wirklich nichts mehr für mein Engele, aber sie nutzt die Zeit, um hier in der Einsamkeit und Stille zu meditieren (okay, mit dem stetigen Rauschen und Gurgeln des Wassers).

Barranco Cochino 5

Müde und zufrieden zurück in die Zivilisation

Nachdem wir uns richtig gut runtergekühlt haben im doch recht frischen Bergwasser, füllten wir nochmal unser Trinkwasser auf, bevor es zurück nach Los Silos ging. Zurück auf dem Hauptweg, verfielen wir sogar in einen leichten Trab zurück zum Auto, vorbei an Plantagen von Bananen, Maracuja, Zuchini & Avocados.

Und nach so viel Bewegung und frischer Luft stärkten wir uns bei den Mädels von der Autobar La Caleta in La Caleta de Interián mit einem Bierchen und leckeren Burgern.

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